ACHTUNG
In diesem Beitrag wird rein die Regelung in Österreich behandelt!
Die Informationen in diesem Beitrag wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Das Anwenden dieser Informationen auf die eigene Fahrweise geschieht auf eigene Gefahr und Verantwortung.
Ich hafte nicht für etwaige Bußgelder oder Strafen.
Das wichtigste ist noch immer, auf ganze bzw. halbe Sicht zu fahren!
Stand: September 2020
Nach dem Lesen dieses Leitfadens werden Sie endlich um Ihre echte Geschwindigkeit Bescheid wissen.
Sie werden nicht mehr, wie von Ihnen bis jetzt fälschlicherweise angenommen, zu schnell fahren und wie ein Verlierer vor dem Blitzkasten abbremsen.
Nein, Sie werden ab jetzt lachend an allen anderen vorbeiziehen.
Um das Maximum herausholen zu können, muss man zuallerst wissen, wie viel schneller man überhaupt fahren darf.
Die Geschwindigkeiten beziehen sich auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.
Ob bei Section Control die 3% Messtoleranz auch unter 100 km/h erlaubte Höchstgeschwindigkeit gelten, konnte von mir noch nicht ermittelt werden. Es ist aber davon auszugehen.
Bei den prozentualen Messtoleranzen wird die Fahrgeschwindigkeit als Basis für die Berechnung genommen.
Bei einem Tempolimit von 100 km/h beträgt die Messtoleranz also nicht 3 km/h, sondern 103,093 km/h gemäß der Formel:
Höchstgeschwindigkeit = \frac{Tempolimit}{0.97}3% von 103,093 sind dann gerundet 100 km/h.
Weil man aber realistischerweise nur auf einen km/h genau fahren kann (mit einer digitalen Geschwindigkeitsanzeige), muss man immer auf den nächsten, ganzen km/h abrunden.
Es ändert sich also nicht und man endet bei 100 km/h Tempolimit ebenfalls bei 103 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Bei dieser niedrigen Geschwindigkeit macht die Basis der Berechnung in der Praxis also noch keinen Unterschied.
Ganz anders sieht es aber bei höheren Geschwindigkeiten aus.
Würde man bei 130 km/h ebenfalls das Tempolimit als Basis nehmen, würde das einen Wert von 133,9 km/h ergeben. Mit Abrundung dürfte man nur mehr von 133 km/h Höchstgeschwindigkeit ausgehen.
Berechnet man die maximale Höchstgeschwindigkeit aber mit der Fahrgeschwindigkeit als Basis, kommt man auf 134,021 km/h. Abgerundet geht sich also ein weiterer km/h aus!
Beweis: 134 * 0.97 = 129,98
Section Control unter 100 km/h ist damit im Grunde am gefährlichsten (sollte die Messtoleranz wirklich nur 3% unter 100 km/h betragen).
Trotzdem verwende ich für alle Berechnungen die Messtoleranz der Lasermessung.
Der Grund: Section Control ist von Anfang an erkennbar und bei Geschwindigkeiten unter 100 km/h kann man also von Anfang an langsamer fahren. Es wäre daher unlogisch die Messtoleranz von diesem spezifischen und erkennbaren Fall als universelle Basis herzunehmen.
Die Lasermessung ist damit unser Worst-Case-Szenarion, von dem wir immer ausgehen um kein Risiko einzugehen.
Als Zusammenfassung für die prozentuellen Messtoleranzen bei Lasermessung gilt:
Auf die Messtoleranz gibt es dann auch noch die Straftoleranz.
Wichtig! Die Straftoleranz gilt nach Abzug der Messtoleranz. Für Tempolimits über 100 km/h gilt also die Formel:
Höchstgeschwindigkeit = Tempolimit * 1.03 + 10Es ist aber leider etwas komplizierter als das.
Laut einer Quelle, liegt es bei einer Geschwindigkeitskontrolle vor Ort, im Ermessen der Polizisten, ob die Straftoleranz gewährt wird.
Jeder muss hier jetzt also selbst entscheiden, wie viel Risiko er eingehen will.
Weiter unten werde ich eine Tabelle mit meinen eigenen Gedanken dazu erstellen. Aber erst zu den harten Fakten:
Und nun lässt sich eine schöne Tabelle mit den "echten" Tempolimits erstellen.
Die folgende Tabelle gibt die Höchstgeschwindigkeit mit Laser-Messtoleranz und maximaler Straftoleranz, in den jeweiligen Tempolimits an.
Tempolimit [km/h] | Höchstgeschwindigkeit [km/h] |
30 | 38 |
50 | 58 |
60 | 68 |
70 | 78 |
80 | 88 |
100 | 113 |
130 | 144 |
Diese Tabelle zeigt die Höchstgeschwindigkeit ohne Straftoleranz. An bekannten Orten, wo oft von der Polizei mittels Laserpistole gemessen wird, oder nach einer Meldung im Radio sollte man diese Geschwindigkeiten fahren. Wie erwähnt, kann man sich bei einer Kontrolle vor Ort nicht auf die Straftoleranz verlassen.
Tempolimit [km/h] | Höchstgeschwindigkeit [km/h] |
30 | 33 |
50 | 53 |
60 | 63 |
70 | 73 |
80 | 83 |
100 | 103 |
130 | 134 |
Weil bei Section-Control unter 100 km/h anscheinend auch nur 3% Messtoleranz gelten, hier die Geschwindigkeiten dafür.
Der Beginn einer Section-Control-Überwachung ist immer eindeutig mit diesem Hinweisschild gekennzeichnet:
Alle Werte wurden ebenfalls auf den nächsten, ganzen km/h abgerundet:
Tempolimit [km/h] | Nur mit Messtoleranz [km/h] | Mit maximaler Straftoleranz [km/h] |
30 | 30 | 35 |
50 | 51 | 56 |
60 | 61 | 66 |
70 | 72 | 77 |
80 | 82 | 87 |
Nun meine persönliche Einschätzung des Sachverhalts.
Für die Messtoleranz nehme ich die Werte der Lasermessung. Im Feld "Höchstgeschwindigkeit" ist meine maximal gefahrene Geschwindigkeit inklusive Messtoleranz und Straftoleranz angegeben. Weil die Messtoleranz von mir immer ausgefahren wird ist im dritten Feld "Straftoleranz" die maximale, von mir in Anspruch genommene Straftoleranz zu sehen.
Tempolimit [km/h] | Höchstgeschwindigkeit [km/h] | Straftoleranz [km/h] |
30 | 33 | 0 |
50 | 56 | 3 |
60 | 66 | 3 |
70 | 77 | 4 |
80 | 87 | 4 |
100 | 108 | 5 |
130 | 139 | 5 |
Bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h wäre ich persönlich vorsichtig und gehe daher selber auch von einer Straftoleranz von 0 km/h aus. In 30ern wird oft von der Polizei selbst kontrolliert (Zum einen weil sich viele Leute schwer tun 30 zu fahren und zum anderen weil es oft um die Sicherheit sehr gefährdeter Verkehrsteilnehmer geht).
Deshalb taste ich allerhöchstens die Messtoleranz an. Und auch nur dann, wenn es die Situation erlaubt. Falls die 30er-Begrenzung auf gefährdete Verkehrsteilnehmer bezogen ist (z.B. Schule, Krankenhaus, etc.) sind echte 30 km/h die absolute Obergrenze (ohne Toleranzen).
In 50ern (Ortschaft) und 60ern (größere Straßen z.B. in der Stadt) nehme ich allerhöchstens 2-3 km/h Straftoleranz in Anspruch.
70er und 80er finden sich meistens im Freiland oder bei Baustellen auf der Autobahn. Hier genehmige ich mir meistens 3-4 km/h Straftoleranz.
Über 100 km/h sind es schon 10 km/h Straftoleranz, die einem "zustehen". Trotzdem muss man es meiner Meinung nach nicht übertreiben; daher nur maximal 5 km/h für mich.
Die wichtigste Regel, die ich bei der Wahl meiner Straftoleranz befolge, ist aber immer die Situation.
Weil ich noch nicht weiß, nach welcher Logik ein Polizist die Straftoleranz gewährt oder nicht, versuche ich natürlich angepasst zu fahren. Mit voller Straftoleranz würde ich z.B. nie an einer gefährlichen Stelle fahren. An prädestinierten Orten für Geschwindigkeitskontrollen durch die Polizei, fahre ich ebenfalls mit niedriger bis keiner Straftoleranz.
So weit so gut.
Aber da gibt es noch eine andere, wichtige Sache.
Der Tachometer im Auto zeigt nicht die richtige Geschwindigkeit an. Wie groß dieser Unterschied ist, variiert von Auto zu Auto, aber im Grunde geht jeder Tacho ein gutes Stück vor.
Von einem Blitzer wird immer die echte, korrekte Geschwindigkeit eines Fahrzeugs gemessen.
Es gibt damit also noch eine dritte Komponente, in der Rechnung zur Maximalgeschwindigkeit.
Aber wie kann man jetzt herausfinden, wie schnell man wirklich fährt?
Für viele Leute könnte das jetzt überraschend kommen, aber: GPS
GPS ist mit nur 0,2 km/h Toleranz, tatsächlich eine sehr präzise Möglichkeit, die echte Geschwindigkeit zu ermitteln.
GPS zeigt zwar am präzisesten die echte Geschwindigkeit an; damit zu fahren ist aber nicht optimal.
Das GPS-Signal kann plötzlich abreißen, die Aktualisierungsrate kann langsam sein, kurzzeitig gibt es oft Ungenauigkeiten und man braucht immer ein Gerät, wie z.B. ein Handy, um davon Gebrauch zu machen.
Daher verwendet man das GPS normalerweise nur, um die besseren Möglichkeiten zu kalibrieren.
Nun zu diesen "besseren Möglichkeiten" und wie man sie kalibriert.
Um die Limits manuell (ohne Tempomat) präzise und auf den Stundenkilometer genau ausfahren zu können, braucht es unbedingt eine digitale Geschwindigkeitsanzeige.
Mit einem herkömmlichen Tachometer lässt sich nicht präzise genug fahren.
Eine eingebaute, digitale Geschwindigkeitsanzeige ist bereits ausreichend; am besten ist aber ein Head-Up-Display geeignet.
Die Geschwindigkeit kann dabei abgelesen werden, ohne dass der Blick von der Straße verschwindet. Die Geschwindigkeit kann dadurch oft überprüft werden, ohne dass die Sicherheit darunter im Geringsten leidet.
HUDs mit Anschluss an den OBDII-Port des Fahrzeugs können einfach nachgerüstet werden und gibt es schon für wenig Geld.
Der allerletzte Schritt ist es, die Geschwindigkeitsanzeige mithilfe des GPS zu kalibrieren.
Dafür muss die GPS-Geschwindigkeit, z.B. am Handy, gut sichtbar dargestellt werden.
Fahren Sie nun nacheinander konstant alle möglichen Tempolimits und nehmen Sie die am GPS angezeigte Geschwindigkeit als Referenz.
In einem 50er fahren Sie also genau 50 km/h laut GPS-Anzeige.
Jetzt lesen Sie den Wert der digitalen Anzeige Ihrer Wahl (z.B. HUD, digitaler Tacho, etc.) ab. Merken Sie sich ihn, sprechen Sie ihn auf Tonband, bitten Sie einen Beifahrer ihn zu notieren oder finden Sie eine andere Möglichkeit sich diese Werte für später zu merken.
Wiederholen Sie den Ablauf für jede Geschwindigkeit.
Meistens gehen die Anzeigen auf zwei Arten vor: Fix und mit Multiplikator.
Wenn die Differenz zwischen GPS und angezeigter Geschwindigkeit bei jeder Geschwindigkeit gleich ist, wird dieser Wert einfach immer aufaddiert.
Wenn sich dieses Muster nicht erkennen lässt, ist wahrscheinlich ein Multiplikator im Einsatz. Je höher die Geschwindigkeit, desto höher wird der addierte Wert.
Um den Wert des Multiplikators herauszufinden, einfach die angezeigte Geschwindigkeit durch die GPS-Geschwindigkeit dividieren.
Falls die Anzeige bei 50 km/h GPS also 53 km/h angezeigt hat:
\frac{53}{50} = 1,06Der Multiplikator beträgt also nach einer Berechnung 6%.
Natürlich sollte man die Berechnung auch bei den anderen Geschwindigkeiten durchführen, um sicher zu gehen.
Die Berechnungen müssen dann immer einen Wert um 1,06 ergeben.
Weil eine digitale Anzeige (normalerweise) keine Zehntel-km/h anzeigt, ist natürlich immer auch ein Rundungsfehler enthalten.
Indem man viele verschiedenen Geschwindigkeiten zur Berechnung des Multiplikators verwendet und alle Ergebnisse dann mittelt, kann das Ergebnis aber genauer werden.
Oft ist es möglich die Geschwindigkeitsanzeige selbst zu kalibrieren und einzustellen, sodass die Werte gleich dem GPS sind.
Wenn eine Kalibrierung nicht möglich ist, müssen Sie ihre eigene Referenztabelle, zugeschnitten auf die Anzeige Ihrer Wahl, erstellen.
Sie müssen also aus den Höchstgeschwindigkeiten, die angezeigte Höchstgeschwindigkeit ermitteln, indem Sie den Multiplikator dazurechnen.
Der Abgleich zwischen GPS und Tacho sollte öfter wiederholt werden.
Durch Reifenabnutzung könnte sich der Unterschied mit der Zeit verändern.
Vor allem nach einem Reifenwechsel muss unbedingt nachkalibriert werden.
Bei mir persönlich ergab der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen eine Verringerung der Tachometer-Geschwindigkeit um 3 km/h bei 50 km/h!
Ein schnelles Beispiel um ganz von vorne die Höchstgeschwindigkeit aus einem Tempolimit zu berechnen.
H = Echte Höchstgeschwindigkeit
Ha = Angezeigte Höchstgeschwindigkeit
m = Anzeigenmultiplikator (Prozent in Dezimalschreibweise; 1 für keinen Multiplikator)
t = Tempolimit
s = Straftoleranz
⌊ ⌋ = Wert in den Gaußschen Klammern abrunden
Ich hoffe ich konnte für Aufklärung sorgen und mehr Licht in das Thema "Fahrgeschwindigkeit" bringen.
Selbst wenn man sich entscheidet keine Straftoleranzen auszunützen: Zu Wissen, dass das Tachometer teilweise viel zu hohe Geschwindigkeiten anzeigt, sollte zu einer merkbaren Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit führen.
Und auf jeden Fall auch zu weniger Stress, wenn sich hinter einem plötzlich keine Kolonne mehr bildet, sondern man im Gegenteil jedem davonfährt.